18-11 Kulturellewochendinge




Mein größtes Wochenglück bestand diese Woche definitiv in einem antiquarischen Buchfund.


Neben dem wunderhübschen blauen Inselband, welches mir optisch und inhaltlich ein kleines Vergnügen ist, fand ich einen Bildband von Harald Hauswald.

Im März eröffnete in Berlin die Ausstellung "Voll der Osten. Leben in der DDR".
Die Schau - in Zusammenarbeit mit der Bundesstiftung Aufarbeitung der SED-Diktatur - umfasst mehr als 100 Fotografien von Harald Hauswald und Texte des Historikers Stefan Wolle.


Wegen der großen Nachfrage wurde verlängert.
Es handelt sich hierbei um eine Wanderausstellung und jede Stadt/Gemeinde/Bildungseinrichtung o.ä. kann sie für sich buchen. Da ich es nicht nach Berlin schaffen werde, hoffe ich auf einen Ort in der Nähe.

Und nun stand der Bildband von 2013 vor mir, lt. Verkäuferin gerade reingekommen, sonst kaum noch erhältlich.


Hauswald zog in den 70igern und 80igern durch ostdeutsche Lande und ich kenne sonst niemanden, der die Realität in Städten und Dörfern so hautnah, wahrhaftig, schonungslos und trotzdem liebevoll porträtiert hat. Aus heutiger Sicht finde ich so viel wieder, erschrecke gleichzeitig über dieses gnadenlose graue kaputte Land, was ich äußerlich so schlimm gar nicht mehr in Erinnerung hatte. Blankes Grauen wechselt sich ab mit Herzenswärme beim Betrachten.
Völlig kaputte Häuser, alte und junge Menschen, Nahaufnahmen, Trabbis und Straßenbahnen, Schlangen vor den Läden, peinliche Politbanner an den Wänden, Volkspolizisten, Fahnenschwenker im FDJ-Hemd, Punks, Soldaten und ganz normale Leute, zufällige Begegnungen - alles findet sich. Und die Straßen und Gebäude der 80iger sehen aus wie kurz nach dem Krieg...


Könnte sein, man findet mich irgendwo auf dem Foto.
Tatsächlich war der "Südseetraum" DER Treffpunkt aller coolen Jugendlichen auf dem Rummel in Dresden. Da lief immer die neuste westliche Diskomusik, die Mädchen ließen ihre Haare im Wind wehen und drehten sich bis zum Verlust jeglichen Gleichgewichtes, immer unter Beobachtung der Jungs. Als kleines Kind habe ich ehrfürchtig aus der Ferne beobachtet, später war ich selbst "so eine".


Mit meinem kleinen Kind musste ich zum Lina-Konzert.
Die kennt man wahrscheinlich nur, wenn man Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren in der Familie hat.
Zur Info - das ist die Bibi Blocksberg aus den Bibi&Tina Filmen, die ich mir auch schon (fast) alle im Kino antun durfte. Und nun singt sie auch noch. Nee, das ist nicht so mein Ding, aber das kleine Kind ist eben ein großer Fan.

Eigentlich habe ich mir so heimlich gedacht, ich kann mein Mädchen und ihre Freundinnen einfach am Eingang absetzen, vielleicht mit Mutti-Zettel. Aber war so nicht. Ein Erwachsener musste mit und so habe ich mir noch eine Karte für 40 Euro an der Abendkasse holen können und dann zwei Stunden mit einem alkoholfreien Bier an der Theke vor dem Konzertsaal verbracht. Hatte schon bessere Abende, aber Kind war glücklich und da war ich dann auch glücklich.

@rike - von wegen Partymaus und so :-)))



Freitagsblumen gibt es heute wieder.
Gelb hatte ich gewählt, weil ich - im Zuge des Gehölzrückschnittes im Garten - einen ganzen Arm voll Ranunkelstrauch-Zweige in Vasen verteilt habe und ich meinte, diese herrlichen gelben Blüten würden dann gut dazu passen. Leider sind sie noch nicht erblüht.





Freitagsspruch:

Alle Erinnerung ist Gegenwart.

Novalis (1772 - 1801), eigentlich Georg Philipp Friedrich Leopold Freiherr von Hardenberg, deutscher Lyriker


Schönes Wochenende!



Kommentare

  1. Ostalgie dann auch bei mir: Novalis - Erinnerungen an den 2. Trip gen Osten in Weißenfels. Und dann die völlig heruntergekommenen grauen Häuser beim 1. Trip. Heute weiß ich: eure Chance, richtig schöne Städte zu bekommen, denn hier wurde über die Jahrzehnte alles modernisiert, nicht restauriert, und ich trauere immer noch heftig über all diese Verluste alter Schönheit & Geschichte.
    Und Bibi & Tina - mach ich bei der Enkelin viiiel gelassener mit ( damals habe ich die Teenies zu "Titanic" gefahren & abgeholt, fand ich auch doof, damals ). Geht alles vorbei und hinterher ist es einfach nur langweilig.
    Hoffentlich gehen die Ranunklestrauchblüten noch auf! Ich warte auf die Magnolie.
    Bon week-end!
    Astrid

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  2. Anonym17.3.18

    Wow...Der Bildband löst bei mir aber auch ein dringliches Gefühl von "will ich besitzen..." aus. Ich bin ganz bestimmt nicht der Ostalgie erlegen, aber solche Bilder sind einfach eine wunderbare und authentische Erinnerung an längst vergangene Zeiten.
    Seit gestern...dank auch eines wunderschönen Ostereies...hatte ich mir vorgenommen, den Frühling ins Haus zu bitten, doch als ich vor die Tür schaue, steht da der Winter...oops...Ein schönes Wochenende. Lotta.

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  3. Oh, der Inselband ist ja wirklich wunderschön und der Titel ebenfalls vielversprechend. Manchmal bin ich dann ja doch froh, dass ich "nur" Jungs zu Hause habe ;-) Lustig, die Elternwartezone.
    Herzliche Grüße,
    Maike

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  4. ...in dem Bildband würde ich auch gerne mal blättern, liebe Gretel,
    ein spannender Rückblick...Elternwartezone klingt klasse, kann man sich dann da auch ausrufen lassen ala: die Mama Gretel möchte an der Theke abgeholt werden ;-)...

    komm gut in die neue Woche,
    liebe Grüße Birgitt

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  5. Hoch interessant sind Deine Bilder und Erläuterungen...
    Und der Frühlingsstrauß ist "Sonne" pur!!! Die kann man
    z. Zt. ganz besonders gebrauchen!!!
    Dir alles Liebe
    Heidi

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  6. Kein bisschen Leipziger Café 's hier? Wir sind also um einen Tag aneinander vorbei gereist.....
    Der Einblick in den DDR-Bildband ist spannend...da würde ich jetzt auch gerne mal drin blättern.
    LG Sigrun

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